Ein Bericht von Helmut Lange
Prall gefüllt war am Sonntag die Peiner Friedenskirche, hatten doch gleich drei Institutionen für dieses Benefizkonzert geworben und eingeladen: Der Arbeiter-Samariter-Bund Peine zusammen mit dem Wünschewagen Niedersachsen, die ev. Friedenskirche selbst und nicht zuletzt das Stadtorchester Peine. Insofern hatte sich segensreich ein belebendes „Dreigestirn“ gebildet, das zweckdienlich die niedersachsenweite Wünschewagen-Aktion des ASB unterstützt (siehe auch kleiner Kasten).
Die gesprochenen Beiträge gingen denn alle auf den Kern dieses Ehrenamtsprojektes ein: Bürgermeister Klaus Saemann erwähnte das wünschenswerte Glück, das von dieser seiner Hochzeitskirche ausgehe, und dankte allen, die letzte menschliche Wünsche durch sächlichen und persönlichen Einsatz erfüllten; Vorsitzender Dr. Benjamin Heidrich unterstrich, wie überaus motiviert sich sein Orchester für diesen Benefiz-Zweck eingebracht habe, und Pastorin Anja Jäkel stellte die Liebe zum Wünschewagen ins Zentrum ihrer Worte und damit den Wunsch, auch am Lebensende „in der Liebe zuhause zu sein“. Durch diese inhaltlichen Filter verolgten die Zuhörenden ein Konzert, das in keiner Hinsicht Wünsche offenließ. Unter der umsichtigen, souveränen Leitung von Michael Tewes entwickelte der große Klangkörper des Stadtorchesters Peine herrliche Hörbilder in bestechender Variationsbreite.
Die anspruchsvolle Komposition im Eingangstitel „Concerto d ́amore“ oder die nachfolgenden tollen Arrangements zu Beethovens „Ode an die Freude“ oder der Filmmusik aus „Out of Africa“ verlangten von den Instrumentalisten gleichermaßen solistische Fähigkeiten wie das integrierende Musizieren in den Gesamtklang des Ensembles. So paarte sich der satte Big-Band-Sound immer wieder mit den subtilen Einsätzen von kleinen Holz- und Blechbläsergruppen. Herrlich nachzuverfolgen das Flimmern derKlarinetten mit der Assoziation an die Savanne. Dabei präsentierte sich das Orchester neben den erfrischenden Wechseln der Klangfarben durch das gelungene und durchsichtige Weiterreichen der Kopfmotive ebenso wie durch Anklänge der Verpopplung (durch den trefflich groovenden Bass) oder mit dem Jazz korrespondierende Improvisationsphasen.
Einer zielorientierten Maßnahme der Talentförderung seitens MichaelTewes entsprach der Einsatz des jungen Stefan Lages – einem Eigengewächs des Orchesters -, der für seine beiden Dirigate Imitation des großen Chefdirigenten mit persönlichen Initiativen in einer musikalisch hervorragenden, hörbaren Synthese vereinte.
Bekannte Titel wie die „Bohemian Rhapsody“ und Udo Lindenbergs „Hinterm Horizont geht’s weiter“ rundeten mit einer von der Sängerin Mareille Wittnebel rührend vorgetragenen schwedischen Volksweise dieses vielschichtige, nuancenreiche Programm ab. Sie sang in der Originalsprache und gab die thematisch passende Übersetzung vor: „Ich will spüren, dass ich lebe, dass ich wertvoll bin.“ Natürlich entließen die emotional so ergriffenen und am Ende frenetisch applaudierenden Zuhörer das Stadtorchester erst nach einer Zugabe, die thematisch kaum passender dieses Benefizkonzert abschließen konnte: Whitney Houstons „One Moment in time“!
